Kulturanthropologie als Veränderungswissenschaft

Autor/innen

  • Manfred Faßler † Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Goethe-Universität

DOI:

https://doi.org/10.21248/ka-notizen.83.6

Schlagworte:

Digitale Transformation, 4. Industrie-kulturelle Revolution, Soziale Netzwerke, Kulturentstehung, new socials, Krise der Zusammenhänge, neue Ko-operations-, Konflikt- und Konsensformat

Abstract

Es sagt sich so leicht: unsere Welt verändert sich. Was aber verändert sich oder wird verändert? Wodurch, durch wen, warum? Cui bono? Leben wir in einer Welt „kreativer Zufälle“, von denen der Physiker Klaus Mainzer (2007) spricht? Oder lenkt dies vom „Egoismus der Gene“ ab, den der britische Biologe Richard Dawkins (1976) betont. Geschieht oder passiert Veränderung? Wird sie gemacht? Sind ´Egoismen der Kultur´, des Marktes, der Ökonomie daran beteiligt? Woher kommen diese? Welchen Sinn haben sie bei globalen Kooperations- und Konsensanforderungen? Und was ist zu tun, wenn sich herausstellt, dass die Bedingungen umwälzender Veränderungen menschengemacht und brutal und gewaltförmig sind, wie Saskia Sassen in ihrem Buch „Ausgrenzungen“ (2015) beschrieb. Oder, wenn wir uns selbst, unsere Körper, unsere Seinsweisen, unsere Denkweisen absichtlich verändern, wir eine Cyborgisierung (Haraway 1991) betreiben? Muss Wissenschaft dann explizit politisch werden? Sollten die ersten Schritte eine „experimental respecification of sociality with digital technologies“ (Marres & Gerlitz 2019, 3, Anm.1) sein? Mit diesen wenigen Fragen stelle ich verändern und machen in den Vordergrund meines Essays. Der Text ist ein Plädoyer für eine Kulturanthropologie, die sich dem reproduktiven Gattungsverhalten ebenso widmet wie Kultur-, Sozial-, Kommunikations-, Urbanisierungs-praxen, Kreativität, Maschinen- und Technologieentwicklungen.

Autor/innen-Biografie

Manfred Faßler †, Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Goethe-Universität

Manfred Faßler war habilitierter Soziologe (Freie Universität Berlin) und ab 2000 Professor am Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Goethe Universität Frankfurt am Main, wo er bis zu seinem Tod am 17. April 2021 aktiv in der Lehre tätig war.

Schon sehr früh hatte Manfred Faßler das gesellschaftsverändernde Potenzial von datenverarbeitenden Computern und netzbasierter Kommunikation erkannt. Nach Promotion und Lehrtätigkeit an der FU Berlin ging er 1987 als Studienleiter an das Evangelische Studienwerk Villigst, dessen Leitung er 1991 übernahm. Unmittelbar nach der Habilitation 1995 im Fach Soziologie an der FU Berlin erhielt er einen Ruf an die Universität für Angewandte Kunst in Wien, wo er von 1995 bis 2000 als Vorstand der Lehrkanzel für Kommunikationstheorie lehrte.

In Frankfurt entwarf er eine Anthropologie des Medialen, die die menschliche Selbstbefähigung zur Schaffung, Nutzung und Veränderung von Kommunikationsumgebungen in den Mittelpunkt rückte, und die er in zahlreichen Büchern und Aufsätzen weiterentwickelte.

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Veröffentlicht

2021-10-11

Zitationsvorschlag

Faßler †, M. (2021). Kulturanthropologie als Veränderungswissenschaft. Kulturanthropologie Notizen, 83, 85–104. https://doi.org/10.21248/ka-notizen.83.6